USA 2016
Originaltitel: Tonight She Comes | Vertrieb: Illusions Unlimited | Medium: Blu-ray, Audio-CD | Freigabe: – | Laufzeit: 84:48 Minuten | Gerne: Splatter, Okkultismus | Regionalcode: B | Bild: 1,85:1 (1080p) | Ton: DTS-HD 5.1 | Sprache: Deutsch, Englisch | Untertitel: Deutsch, Englisch
Regie: Matt Stuertz | Drehbuch: Matt Stuertz | Darsteller: Frankie Ray, Larissa White, Adam Hartley, Jenna McDonald, Dal Nicole, Brock Russell, Nathan Eswine, Cameisha Cotton u.a.
Extras: Booklet mit Artworks, Aushangfotos, Soundtrack-Infos und Essay, Audiokommentar mit Regisseur Matt Stuertz und Crew (englisch), Deleted Scenes, Behind the Scenes, Teaser, Trailer (deutsch, englisch), The Sixty Second Slasher Collection – 13 blutige Kurzfilme (englisch), Unveröffentlichte „Family Frandly“ – Filmversion, Audio-CD mit Original Motion Picture Soundtrack von Wojciech Golczewski
Die Suche nach der jüngst verschwundenen Kristy führt zwei ihrer besten Freundinnen zu einer verschlossenen Hütte in die Tiefen eines verlassenen Waldes. Dort landet zufällig auch der lokale Hipster-Postbote James nebst sexbesessenem Freund Pete. Bier, Lagerfeuer, leichtbekleidete Teens und ein See vor der Tür versprechen, trotz der immer noch nicht aufgetauchten Kristy, eine prickelnde Nacht. Doch etwas ist ihnen bereits auf der Fährte und kommt schließlich blutüberströmt und geradewegs auf sie zu. Von Panik ergriffen, suchen sie Zuflucht in der Hütte. Nach dem gewaltsamen Eindringen müssen sie jedoch feststellen, dass dort eine Hinterwäldler-Familie haust und bereits eine Dämonenaustreibung plant. Nur gemeinsam können sie die draußen wütende, direkt aus der Hölle stammende Dämonin besiegen und die Nacht überleben.
Es gibt Filme, die versprechen aufgrund ihrer Inhaltsangabe ein wahres Freudenfest für Filmfans zu werden. Da wird von Wäldern im amerikanischen Nirgendwo erzählt, eine heruntergekommene Hütte, nackte, notgeile Teens und Alkohol. Dazu gesellt sich dann das ultimative Böse und mischt ordentlich mit. Prima, Zutaten die zu einer spannenden Unterhaltungskost führen können. So verhält es sich auch mit dem Film Tonight She Comes, eine unterschwellige und nicht gerade seltene Tanz der Teufel Anlehnung lässt da das Interesse so mancher Filmfreunde aufwecken. Nicht weniger selten kommt es dann aber auch vor, dass der Film sicht als ein Fehltritt erweist und ja, auch Tonight She Comes erweist sich bedauerlicherweise als ein davon. Obwohl das Potenzial gegeben war, hat der Film letztlich dann doch vielen Chancen verspielt.
Noch immer frage ich mich, welchen Weg hier Regisseur Matt Stuertz eigentlich einschlagen wollte? Zugegeben, ganz chancenlos hat es sich zu Beginn nicht verhalten, ich liebe diese amerikanische Idylle im Westen der USA. Großflächig bedeckte Waldlandschaften, endlos lange Straßen, die perfekte Kulisse also, für beispielsweise einen guten Slasher. Da waren also durchaus Chancen vorhanden, außerdem muss man mit der finalen Schnittfassung wohl etwas Nachsicht haben. Warum? Nun, zum einen geistert ein Gerücht im Netz, dass die ursprüngliche Schnittfassung wohl anders war, besonders zum Ende hin. Auch merkt man zum Ende des Films hin, dass da sehr wilde Schnitte bzw. Übergänge vorhanden sind, die einem doch etwas nachdenklich zurücklassen. Wo wir gerade bei nachdenklich sind, möchte ich auf ich auf die Eingangsfrage zurückkommen. Tonight She Comes hat sich selbst auf den Weg gemacht um als klassischer Blackwood Slasherfilm ins Rennen zu gehen, was der Kulisse nach auch ganz gut funktionieren würde. Die Geschichte zu dieser Reise ist jetzt allerdings keine Neue, hier wird mit klassischen Mustern gearbeitet. Der Film beginnt mit einer jungen Dame, die durch den Wald rennt, voll mit Blut beschmiert und völlig verstört. Sie stürzt, augenscheinlic scheint sie schwanger zu sein. Mit einmal beginnt sie sich selbst in den Bauch zu stechen… willkommen bei Tonight She Comes. Dann setzt der Film zu einem andern Zeitpunkt ein und da haben wir zum einen den Postboten James und sein notgeiler Buddy Pete, gemeinsam sind die beiden unterwegs und verteilen die Post. Plötzlich und ohne irgendwelcher Anhaltsgründe verschwindet Pete einfach in die Wälder. Gut, kann man mal machen. James bleibt also alleine zurück und verteilt weiter Post. Im weiteren Verlauf kommt er zu einer abgelegenen Hütte, die im ersten Moment leer ist und daraufhin packt er anstatt die Post im den Briefkasten, erst einmal sich selbst auf die Hängematte. Im Off wird er dann attackiert und der Zuschauer bleibt erst einmal faglich zurück. Wir wechseln im Anschluss zu den beiden Freundinnen Ashley und Lyndsey, die sich ebenfalls auf den Weg zur Hütte gemacht haben. Doch es fehlt wer im Gespann, die verschwundene Freundin Kristy. Von der ist weit und breit keine Spur zu entdecken, auf Telefonanrufe reagiert sie nicht und auch sonst gibt es kein Lebenszeichen von ihr. Bei der Hütte angekommen wir sich erst einmal ordentlich einer gehoben und im Bikini am anliegenden See geturnt. Was meiner Meinung nach nicht so gemütlich sein kann, denn betrachtet man die Jahreszeit, sieht alles sehr nach Frühling oder Herbst aus, der Wald ist sperrlich bedeckt. Wie dem auch sei, plötzlich taucht Pete auf, der die beiden Mädels entdeckt und sich in Anbetracht der weiblichen Rundungen erst einmal einen von der Palme wedelt. In sicherer Entfernung natürlich, was allerdings nur von kurz Dauer ist, denn die Mädels entdecken ihn und er flüchtet zurück in den Wald. Genervt begeben sich die Mädels zur Hütte, wo sie James finden. Nach einem kurzen Wortgefecht beschließen die drei Protagonisten gemeinsam zu feiern. Übrigens, Kristy wird noch immer vermisst. Wir wechseln zu Pete, der durch den Wald streift und dabei das Handy von Kristy findet. Als er seine Notdurft verrichtet, entdeckt er einen vermeintlich leblosen, weiblichen Körper unter einem rotten Baumstumpf; es handelt sich dabei Kristy. Mit einer gewissen Scharm wegen seiner Hobeltour im Freien, informiert er über das Handy die Mädels in der Hütte. Woher er weiß welcher Kontakt über das gefundene Handy zu den Freundinnen führt, bleibt ungeklärt. Plötzlich erwacht die leblose Kristy zum Leben und für Pete sieht es schlecht aus. Es geht zurück zur Hütte, dort passieren, mehr oder weniger, wilde Dinge. Notgeil und versoffen lassen es Ashley, James und Lyndsey krachen. Plötzlich taucht Kristy auf und attackiert die (noch) drei anderen Protagonisten. Im letzten Moment gelingt die Flucht in die Hütte. Dort treffen sie auf eine Redneck Familie, einem Vater mit seiner Tochter und dem Sohnemann. Recht schnell wird klar, dass die Familie nicht ganz normal ist, der Vater meint in der vermeintlich totgeglaubten Kristy, seine neue aber leider ebenfalls verstorbene Liebe zu erkennen. Ein Ritual wird vorbereitet, dem sich allerdings die Kinder widersetzen und gegen Papa rebellieren. Dieser wird kurzfristig aus dem Leben befördert. Nun heißt es vereint gegen das Böse, wobei der Bruder ebenfalls aus dem Leben ausscheidet, da das Ritual zu viel Blut gekostet hatte. Doof, weiter geht es nun zu dritt. In einer Vorbereitungsphase für das besagte Ritual geht es nun ziemlich wild zur Sache. Es fließt jede Menge Blut aus den unterschiedlichsten Körperöffnungen und die Tochter entpuppt sich nach und nach, als ein ziemlich fieses Miststück. Bis es zum Finale kommt, muss man immer mal wieder schmunzeln, es wirkt alles so dermaßen verrückt, dass das gezeigte Blutfest schon einer Komödie gleichkommt. Schlussendlich geht es vereint der vermeintlich untoten Kristy an den Kragen und es wird noch einmal unterhaltsam, teils vermutlich ungewollt komisch, blutig.
Uff, ganz ehrlich, das waren knapp neunzig Minuten eines blutigen Durcheinanders und teils planloser Anreihungen von Handlungssträngen. Tonight She Comes rückt vom vermutlich angedachten Kurs einen Backwood Slasherfilms irgendwann ab, und driftet irgendwo zwischen Okkulthorror und Funsplatter herum. Dabei liefert das junge, unbekannte Cast ein Overacting ab, dass die eher ernst gemeinte Handlung, sofern man überhaupt von einer richtig Handlung sprechen kann, wie ein Witz darstehen lässt. Tonight She Comes wirkt teilweise verloren, der Film weiß einfach nicht so recht wo es letztlich hingehen soll. Und dabei spielt Matt Stuertz mit vielen Klischees und Elementen der guten, alten 1980er und 1990er, die hier zum Einsatz kommen. Am Ende wird das Ziel dann aber verfehlt.
Was man dem Film dann aber positiv nachsehen kann, sind die klassischen Splattereffekte, handgemacht und dazu wirken diesen auch noch ziemlich kultig und vertraut. Die wirklich wenigen CGI-Effekte, die man eingesetzt hat. gehen klar und passen auch ganz gut. Beim Soundtrack von Wojciech Golczewski musste ich ebenfalls ein wenig schmunzeln und das zu Recht, erinnert mich dieser doch an die Filmmusik der Klassiker von John Carpenter, vorrangig Halloween, und einiger alter Argento Filmen. Unverkennbar erklingt der Synthie-Soundtrack alter Tage im Score, das hat natürlich etwas, wenn es auch ein klein wenig frech wirkt.
Tonight She Comes ist ein Versuch sich vor dem großen und stimmungsvollen Untergrundkino der 1980er und 1990er zu verbeugen, knickt dabei aber mehrmals ein. Eine Handlung mit vielen Lücken und wenig Zusammenhang, Overacting und teils orientierungslos, wirkt die Arbeit von Matt Stuertz einfach unfertig und nicht bis zum Ende durchdacht. Eine vermutlich ernstgemeinte Hommage, die unfreiwillig homisch wirkt und viel Chance verspielt.